16. April 2013

"Bentheimer Gold" der Sandstein

Burg Bentheim
In der Sonne leuchtet er gelb, manchmal mit roten Schlieren. Kein Wunder das der Stein  auch Bentheimer Gold genannt wurde, zum einen wegen der Farbe, zum anderen weil die Bentheimer mit ihrem Sandstein auch viel Geld verdient haben. Gebrochen wird er aus dem westlichsten Ausläufer des Teutoburger Waldes, der vorwiegend aus Sandstein besteht und Bentheimer Höhenrücken genannt wird. Südlich der Stadt Schüttorf erhebt er sich aus dem Vechtetal und erstreckt sich von Ost nach West über Bad Bentheim bis nach Gildehaus, wo er nahe der niederländischen Grenze ausläuft. Der Höhenrücken erreicht in Bad Bentheim seine höchste Erhebung von rund 90 Metern. Geologen unterscheiden den helleren Gildehauser Sandstein und den braunen bis roten Bentheimer Sandstein (das liegt am Eisengehalt im Sandstein). Entstanden ist der fein- bis mittelkörnige Quarzsandstein in der Unterkreide.
Sandsteinbruch in Gildehaus
Seit dem Mittelalter haben Baumeister den Bentheimer Sandstein zum Bau von Kirchen und für andere repräsentative Bauten verwendet. Bekannte Bauwerke aus Bentheimer Sandstein sind zum Beispiel das Königliche Palais in Amsterdam, das Theater und die Frauenkirche in Antwerpen, die katholische Kirche in Århus sowie das Rathaus in Münster und die Burg Bentheim. Sie ist das größte aus Bentheimer Sandstein gebaute Bauwerk.
In der Grafschaft Bentheim findet man den Sandstein allerdings nicht nur in wichtigen Bauwerken: er wurde für Mühlen, Brücken, Mauern und Deiche verwendet. Man fertigte aus ihm Schleifsteine, Weidepfähle, Flur- und Pflastersteine, Brunneneinfassungen und Regenwasserbecken.
Im 12. und 13. Jahrhundert waren Taufsteine aus Bentheimer Sandstein der wichtigste Exportartikel. Sie wurden vor Ort in den Steinbrüchen in Gildehaus und Bentheim aus einem Stück gefertigt. Auch Steinsärge und Grabplatten wurden in mittelalterlicher Zeit aus Bentheimer Sandstein gearbeitet. Um 1700 gab es in Bentheim 22 Steinbrüche. Viele der dort gewonnenen Steinblöcke wurden direkt in der Grafschaft Bentheim verarbeitet. Andere wurden mit Pferd und Wagen nach Schüttorf oder nach Nordhorn gebracht und dort auf flache Boote verladen. Heute heißt eine Straße in Nordhorn noch Steinmaate. Die Boote fuhren dann die Vechte hinunter bis nach Zwolle am IJsselmeer. Um 1900 führte die fortschreitende Industrialisierung und ein starker Rückgang in der Nachfrage zum Niedergang des Abbaues von Bentheimer Sandstein. Heute wird er nur noch in dem Bad Bentheimer Ortsteil Gildehaus gebrochen.
Heute wird der Bentheimer Sandstein hauptsächlich zu Boden- und Fassadenplatten oder Massivteilen verarbeitet und für Steinmetzarbeiten verwendet.
Die weiteste Reise haben den 137 Steinstücke des rund 6 m hohen Batavia-Portal hinter sich. 1629 wurden sie in Richtung Batavia (das heutige Jakarta in Indonesien)  verschifft  und sollten dort in die Zitadelle eingebaut werden. Am 4. Juni 1629 sank die Batavia mit dem Bentheimer Sandstein an Bord vor der Küste Westaustraliens.
In den 1970er Jahren wurde das Schiff mit den Steinstücken gehoben. Heute ist das Batavia Portal im Western Australian Maritime Museum in Fremantle zu sehen
Eine der ältesten Sandsteinskulpturen ist der Herrgott von Bentheim. Es ist eine 2,45 Meter hohe freistehende Skulptur mit der Darstellung des gekreuzigten Jesus. Sie wurde im 11. Jahrhundert aus einem Sandsteinblock gehauen. Heute steht sie im Innenhof der Burg Bentheim.

Sandstein anschauen: Burg Bentheim Geologisches Freilichtmuseum Gildehaus Sandsteinmuseum
Geologischer Freilichtmuseum

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