In der Sonne leuchtet er gelb, manchmal mit roten Schlieren. Kein Wunder
das der Stein auch Bentheimer Gold genannt wurde, zum einen wegen der
Farbe, zum anderen weil die Bentheimer mit ihrem Sandstein auch viel
Geld verdient haben. Gebrochen wird er aus dem westlichsten Ausläufer
des Teutoburger Waldes, der vorwiegend aus Sandstein besteht und
Bentheimer Höhenrücken genannt wird. Südlich der Stadt
Schüttorf erhebt
er sich aus dem Vechtetal und erstreckt sich von Ost nach West über
Bad Bentheim bis nach Gildehaus, wo er nahe der niederländischen Grenze
ausläuft. Der Höhenrücken erreicht in Bad Bentheim seine höchste
Erhebung von rund 90 Metern. Geologen unterscheiden den helleren
Gildehauser Sandstein und den braunen bis roten Bentheimer Sandstein
(das liegt am Eisengehalt im Sandstein). Entstanden ist der fein- bis
mittelkörnige Quarzsandstein in der Unterkreide.
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Sandsteinbruch in Gildehaus |
Seit dem
Mittelalter haben Baumeister den Bentheimer Sandstein zum Bau von
Kirchen und für andere repräsentative Bauten verwendet. Bekannte
Bauwerke aus Bentheimer Sandstein sind zum Beispiel das Königliche
Palais in Amsterdam, das Theater und die Frauenkirche in Antwerpen, die
katholische Kirche in Århus sowie das Rathaus in Münster und die
Burg Bentheim. Sie ist das größte aus Bentheimer Sandstein gebaute Bauwerk.

In
der Grafschaft Bentheim findet man den Sandstein allerdings nicht nur
in wichtigen Bauwerken: er wurde für Mühlen, Brücken, Mauern und Deiche
verwendet. Man fertigte aus ihm Schleifsteine, Weidepfähle, Flur- und
Pflastersteine, Brunneneinfassungen und Regenwasserbecken.
Im 12.
und 13. Jahrhundert waren Taufsteine aus Bentheimer Sandstein der
wichtigste Exportartikel. Sie wurden vor Ort in den Steinbrüchen in
Gildehaus und Bentheim aus einem Stück gefertigt. Auch Steinsärge und
Grabplatten wurden in mittelalterlicher Zeit aus Bentheimer Sandstein
gearbeitet. Um 1700 gab es in Bentheim 22 Steinbrüche. Viele der dort
gewonnenen Steinblöcke wurden direkt in der Grafschaft Bentheim
verarbeitet. Andere wurden mit Pferd und Wagen nach Schüttorf oder nach
Nordhorn gebracht und dort auf flache Boote verladen. Heute heißt eine
Straße in Nordhorn noch Steinmaate. Die Boote fuhren dann die
Vechte
hinunter bis nach Zwolle am IJsselmeer. Um 1900 führte die
fortschreitende Industrialisierung und ein starker Rückgang in der
Nachfrage zum Niedergang des Abbaues von Bentheimer Sandstein. Heute
wird er nur noch in dem Bad Bentheimer Ortsteil Gildehaus gebrochen.
Heute
wird der Bentheimer Sandstein hauptsächlich zu Boden- und
Fassadenplatten oder Massivteilen verarbeitet und für Steinmetzarbeiten
verwendet.

Die weiteste Reise haben den 137 Steinstücke des rund 6 m
hohen Batavia-Portal hinter sich. 1629 wurden sie in Richtung Batavia
(das heutige Jakarta in Indonesien) verschifft und sollten dort in die
Zitadelle eingebaut werden. Am 4. Juni 1629 sank die Batavia mit dem
Bentheimer Sandstein an Bord vor der Küste Westaustraliens.
In den
1970er Jahren wurde das Schiff mit den Steinstücken gehoben. Heute ist
das Batavia Portal im Western Australian Maritime Museum in Fremantle zu
sehen
Eine der ältesten Sandsteinskulpturen ist der Herrgott von
Bentheim. Es ist eine 2,45 Meter hohe freistehende Skulptur mit der
Darstellung des gekreuzigten Jesus. Sie wurde im 11. Jahrhundert aus
einem Sandsteinblock gehauen. Heute steht sie im Innenhof der Burg
Bentheim.
Sandstein anschauen:
Burg Bentheim Geologisches Freilichtmuseum Gildehaus Sandsteinmuseum
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